Eigenschaften und Vor- und Nachteile der Bitcoin Blockchain
Die in der vorigen Sektion besprochenen Sachverhalte resultieren in bestimmten Eigenschaften einer Blockchain und der damit verbundenen Währung, aus welchen sich verschiedene Vor- (+) und Nachteile (-) ergeben. Sehen wir uns jetzt einmal die wesentlichen Eigenschaften und die Konsequenzen genauer an:
• Transparenz :
Der Code von Bitcoin ist offen einsehbar, jeder kann diesen Code verwenden oder bearbeiten. Außerdem ist die Blockchain und jede Transaktion, die von jeder Public Address durchgeführt wird oder jemals durchgeführt worden ist, nachvollziehbar
(https://blockexplorer.com/3.1. ).
+ Man vertraut öffentlichen und nachvollziehbaren Regeln auf mathematischer Basis statt dem Wohlwollen einiger Bänker.
- Jede Information ist permanent und weltweit verstreut abgespeichert. Zwar werden keine Klarnamen verwendet, aber mit genügend Kenntnis und Zeit lässt sich eine komplette Kaufhistorie über jeden Teilnehmer erstellen.
Aufgrund dieser Transparenz eignet sich Bitcoin, auch wenn in den Medien oft anders dargestellt, nicht wirklich zur Geldwäsche, da jede Transaktion (wahrscheinlich auch in Zukunft noch) immer von jedem einsehbar ist. Mit genügend Zeit und Hintergrundinformation kann jeder Bitcoin theoretisch bis zu seinem Mining zurückverfoglgt werden.
• Sicherheit:
Durch das ständige Bestätigen vergangener Information (Blockhashs) und die dezentrale Abspeicherung ist eine auf der Blockchain abgespeicherte Information faktisch nicht zu manipulieren.
+/- Eine Transaktion kann nicht verhindert oder rückgängig gemacht werden. Dies garantiert einerseits, dass der Empfänger seine Zahlung erhält, andererseits kann man bei Verlust oder Diebstahl der Private Keys keine Ansprüche auf Ersatz stellen.
• Dezentrales Mining:
Es gibt keine zentrale Instanz, die angegriffen werden kann, alle Information ist weltweit verteilt und jeder kann am Mining teilnehmen.
- Obwohl theoretisch jeder am Mining teilnehmen kann, ist Mining spätestens seit dem Aufkommen von ASICs -
das sind spezielle Geräte, die nichts anderes können als Bitcoin zu minen (diese Hardware ist also spezialisiert darauf, das Rätsel zu lösen) -
nicht mehr rentabel (auch Kosten für Strom spielen eine Rolle).
Unternehmen können an der Grenze zur Profitabilität mit der neuesten und teuersten Generation ASICs im günstigen Ausland Mining betreiben und einen Großteil der Hashrate auf sich vereinen, indem sie ihre ASICs in Miningpools kombinieren. Sobald sie 51% des Netzwerks kontrollieren, kann theoretisch der Konsensus von diesen Unternehmen diktiert werden. Diese 51%-Attacken fanden bei Coins (https://de.cointelegraph.com/news/ethereum-classic-51-attack-would-cost-just-55-mln-result-in-1-bln-profit-research) statt, deren Netzwerk noch nicht so groß ist wie das von Bitcoin.
+ Um das Netzwerk zu schützen, wird die Schwierigkeit des Rätsels auf Basis der gesamten Hashrate im Netzwerk neu ermittelt. Wenn mehr Miner (oder ASICs) dem Netzwerk beitreten, werden die Rätsel immer schwieriger. Sobald das Mining für Unternehmen nicht mehr rentabel ist (sie zahlen mehr Strom als sie vom Verkauf der geminten Bitcoins erhalten) und diese ihre Hardware abschalten, sinkt die Schwierigkeit der Rätsel. Dies macht das Mining wieder für kleinere Unternehmen oder dem "Hobbyminer" attraktiv, der dann wieder seine Hardware aktiviert. Durch diesen Prozess regelt sich die Dezentralität des Netzwerks von selbst.
- Das Minig selbst ist bedingt durch die Größe des Netzwerks und der vielen 24/7 arbeitenden Rechnern (mit Kühlung) etc. verantwortlich für einen hohen Energieverbrauch (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/bitcoin-schuerfer-verbrauchen-mehr-strom-als-ganz-daenemark-a-1236988.html). Die gefundenen Lösungen der mathematischen Rätsel haben auch keinen ökonomischen Nutzen. Oder Nutzen in der Forschung: So hätte man die Rechenpower ja auch nutzen können um z.B. komplizierte Rechnungen zur Proteinfaltung oder Medikamentendesign (z.B. gegen Krebs) durchführen können!
Mehr über das Rätsel werden wir in der nächsten Sektion besprechen.
Das Energiethema ist wegen Aspekten des Klimawandels in der Szene breit diskutiert worden. Zwar ist es fakt, dass das Bitcoin-Netzwerk immense Mengen Energie benötigt, andererseits werden die Kosten/Nutzen kaum in Relation gesetzt:
Wieviel Energie benötigt das aktuelle Bankensystem weltweit (Gebäude, Server, Automaten etc)?
Wieviel Energie verbraucht das Bitcoin Netzwerk relativ zu (sonst) verlorener Energie (z.B. Verbrennungen bei Öl-Raffinerien)?
Wieviel Energie, die dem Bitcoin Netzwerk zugeführt wird, stammt aus erneuerbaren Quellen (z.B. Vulkanenergie im Falle von El Salvador)?
Wieviel Energie verbraucht das Bitcoin Netzwerk relativ zum Gold- oder Bergbau?
+ Andere Projekte versuchen statt via Mining (Proof of Work, PoW) über andere Mechanismen wie Proof of Stake (PoS) oder Proof of Importane (PoI) Konsensus zu finden. Diese Prozesse sind deutlich weniger energieintensiv. Wir wollen sie hier jedoch nicht besprechen, da sie in Bitcoin keine Anwendung finden. Die Kryptowährung Ethereum, von der du bestimmt auch schon gehört hast, plant seit geraumer Zeit von PoW auf PoS zu wechseln.
• Starrheit:
Bedingt durch die grundlegende Technik kann Bitcoin auf seiner Blockchain (ausgenommen sind Second-Layer-Solutions wie das Lightning Network) nur wenige Transaktionen pro Sekunde durchführen.
- Daher eignet es sich nicht als Konkurrenz zu Visa oder Mastercard, deren Transaktionsrate (Transaktionen pro Sekunde) die von Bitcoin um mehr als das Zehntausendfache übersteigt.
+ Die Technik hinter Bitcoin entwickelt sich schnell weiter. Theoretisch kann die Größe der Blöcke erhöht werden, was zu dem Fork "Bitcoin Cash" führte, oder die für eine Transaktion benötigte Informationsmenge wird komprimiert oder ausgelagert (SegWit). Vielversprechender sind allerdings sogenannte Second-Layer-Technologien (wie das Lightning-Network). Dabei handelt es sich um Kanäle, die "außerhalb" der Blockchain verlaufen, aber wie Verästelungen mit dieser verbunden sind. Wir gehen zu einem anderen Zeitpunkt noch darauf ein...