Bitcoin so, dass deine Eltern es verstehen ... und nutzen könnten - Kapitel 1 (erster Teil)

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2 years ago

Während des Bärenmarkts ab 2018 habe ich mich noch intensiver mit Kryptowährungen und verwandten Themen befasst. Die für mich beste Lernmethode ist, Erlerntes aufzuschreiben. Also ist aus dieser Phase der Akkumulation von (für mich) vielen neuen Dingen ein ganzes Buch geworden. Dieses möchte ich hier auf read.cash Abschnittsweise in Blogposts veröffentlichen. Mit Erscheinen des letzten Segments werden alle Kapitel als eine PDF-Datei auch auf meinem Youtube-Kanal erscheinen. Ich freue mich, wenn du auch dort vorbeischaust.

Aber nun zum Thema....

Eine kleine Geschichte des Geldes

Unsere Reise beginnt mit einer kleinen Einführung in das Thema "Geld". Denn, obwohl man "über Geld nicht spricht", sind einige Grundlagen notwendig, um Bitcoin als Kryptowährung zu verstehen. Bitcoin funktioniert schließlich ganz anders als unser heutiges "Geld".
Ich bin mir sicher, dass es bestimmt nicht langweilig werden wird...

Was ist Geld?

Um ein Verständnis für Kryptowährungen und dem oft umstirttenen diskutierten "Wert" einer solchen zu erlangen, müssen wir uns zunächst einmal mit der Frage beschäftigen, was wir unter dem Begriff "Geld" verstehen.
Nun bin ich kein Öknonom und kann dir auch keine exakte Definition geben, allerdings möchte ich dir eine gut verständliche Erklärung zum Thema "Geld" geben, die du als Grundlage für dein eigenes Studium verwenden kannst:

Unter "Geld" werden Dinge verstanden, die im Austausch für Waren oder Dienstleistungen allgemein akzeptiert werden, um den Wert einer Ware oder einer Dienstleistung zu messen und dabei über folgende Eigenschaften verfügt (Diese Eigenschaften wurden auch schon von Aristoteles beschrieben):

  • Austauschbarkeit (Fungibility): Zwei identische Einheiten mit gleichen Nennwert haben dieselbe Kaufkraft. Wenn du mit jemanden solche Einheiten untereinander tauschst, ändert sich an eurem Vermögen nichts.
    Z.B. tauscht ihr untereinander zwei zehn Euro Noten

  • Teilbarkeit (Divisibility): Eine Einheit von einem bestimmten Wert lässt sich in Einheiten kleineren Wertes teilen, so dass die Summe der Untereinheiten wieder dem Wert der Ausgangseinheit entspricht.

    Z.B. Entspricht der Wert zweier zehn Euro Noten dem Wert einer 20 Euro Note.

  • Haltbarkeit (Durability): Das Objekt ist für eine bestimmte Zeit gegen "Verfall" gesichert, so dass es auch über einen längeren Zeitraum noch verwendet werden kann. Aus diesem Grund eignen sich Lebensmittel auch nicht als Geld.

  • Transportierbarkeit (Portability): Das Objekt zur Messung des Wertes muss natürlich auch leicht transportierbar sein, um an beliebigen Orten eine Wertabschätzung und Transaktion vornehmen zu können.

  • Wertspeicherung (Store of Value): Dies ist der wohl wichtigste Punkt. Um als ideales Maß zu dienen, muss das Objekt natürlich auch in Zukunft noch als Referenz verwendet werden können.

Um Geld also zu verstehen, müssen wir uns nur vorstellen, es wäre ein Maßband, mit wir messen können, welchen Wert ein anderes Objekt oder ein Service hat. Wie auch in der Physik so sollte dieses Maßband allgemein gültig, mit den selben Untereinheiten versehen und außerdem auch noch gut transportierbar und haltbar sein.

Wir können mit einem Maßband Längen exakt messen, weil wir uns darüber verständigt haben, was ein Meter ist, und so auch auf Zentimeter, Kilometer etc. schließen können. Mit einer exakten Kopie des ersten Maßbands (z.B. in Form eines Zollstocks) können wir nun zu jeder Zeit und an jedem Ort eine Längenmessung vornehmen. Ein solcher allgemein gültiger Referenzwert hat deutliche Vorteile z.B. gegenüber der "Elle" des Königs, die in jeder Generation neu festgelegt werden würde.

In einem Handel wollen wir jedoch genau an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit keine Längen sondern Werte messen. Zusätzlich sollte einer bestimmten Dienstleistung in Zukunft vielleicht immer derselbe Wert zugeordnet werden können. Dafür nutzen wir Geld.

Im Lauf der Geschichte und in den vielen Kulturen auf dieser Welt haben sich verschiedene Formen von "Geld" entwickelt, von denen viele wieder verschwunden sind. Dazu gehören Gold, Steine (https://de.wikipedia.org/wiki/Rai) und Muscheln (https://de.wikipedia.org/wiki/Kaurigeld). Auch der direkte Tauschhandel sollte hier nicht unerwähnt bleiben.

Vom Geld zur Währung

Die bekannteste Form von Geld - im Sinne aller fünf Eigenschaften - (weltweite Akzeptanz) stellen die beiden Edelmetalle Gold und Silber dar. Gerade Gold ist als Wertspeicher bekannt, denn historisch war der Wert einer Unze (ca. 31 g) Gold vergleichbar mit einem maßgeschneiderten Anzug (https://www.focus.de/finanzen/boerse/gold/tid-32607/gold-glaenzende-geschichte-2 aid 1056554.html) .

Gold als Geld bringt jedoch einige Komplikationen mit sich:

Es muss über eine bestimmte Reinheit verfügen, die sich schwer prüfen lässt, und große Mengen sind schwierig zu transportieren.

Aus diesem Grund entwickelte sich Papiergeld - und dies zuerst in China und lange vor Europa (https://www.welt.de/geschichte/article153651720/Schon-mit-dem-ersten-Papiergeld-kam-die-Inflation.html) .

Dies geschah in Form von Empfangsquittungen. Die ausgestellten Empfangsquittungen von Waren (Gold, Seide etc.) konnten zu jeder Zeit gegen das hinterlegte Objekt getauscht werden und wurden daher im Handel genauso behandelt wie die eigentliche Einlage.

Aus diesen Quittungen entwickelten sich die Währungen, die wir heute kennen und nutzen. So war auch der US-Dollar bis 1971 de facto ein Silberzertifakt (ähnlich wie die historische Definition des Pound Sterling), und eine bestimmte Menge an Dollar Noten konnte gegen Edelmetalle bei der Bank eingetauscht werden. Für ausländische Banken, die während des zweiten Weltkriegs ihre Goldreserven in die Vereinigten Staaten verkauften, um den Krieg zu finanzieren, wurde ein Wechselkurs von 35 USD pro Unze Gold festgelegt.

Bei diesem als Bretton Woods System bekannten System (von July 1944) wurden also zur Reduktion der Währungsschwankungen der US Dollar an Gold gekoppelt und die Fremdwährungen an diesen gekoppelt.

Allerdings gab es trotz des Umtauschbarkeitsverhältnisses von 35 USD pro Unze Gold kein Reserveverhältnis, das exakt festlegte, wie viel Papiergeld pro Unze gedruckt werden durfte. Dadurch konnte Präsident Johnson über diese "Fehlkonstruktion" im Bretton Woods System den Vietnamkrieg und Sozialprogramme mittels Ausgabendefizite finanzieren.

Der damalige französische Präsident Charles de Gaulle beschloss daher zur festgesetzten Rate von 35 USD Gold zu erwerben und löste einen Ansturm auf Gold aus, der das System von Bretton Woods zu Fall bringen konnte.

Präsident Nixon hob hierauf die Austauschbarkeit des Dollars in Edelmetalle 1971 auf (Nixonschock), und seitdem werden weiterhin immer mehr Dollarnoten gedruckt, als Edelmetalle dazu im Verhältnis stehen. Das Ende von Bretton Woods sorgte nicht nur dafür, dass die Wechselkurse der Länder untereinander deutlichere Schwankungen aufweisen können, sondern auch dass der Dollar vom Gold entkoppelt wurde und der Goldpreis nun vom freien Markt gefunden werden musste.

Deswegen entspricht der Preis für eine Unze Gold heute nicht mehr 35 USD. Die US-DEBT-CLOCK (http://www.usdebtclock.org/) (die amerikanische Schuldenuhr) listet das Verhältnis von Dollar zu Silber und Gold und du kannst es dort jederzeit prüfen.

Heute sind Banknoten die am weitesten verbreitete Form von "Geld". Wie wir jedoch feststellen werden, handelt es sich bei diesen jedoch nicht um "Geld" im eigentlichen Sinne, da sie nicht eine vergleichbare Wertspeicherung wie Gold verfügen.

Wir bezeichnen sie stattdessen als Währung. Jede Währung erfüllt also nur einen Teil der Eigenschaften von Geld (1-4). Bei ungedeckten Währungen wird die Akzeptanz per Gesetz erzwungen (z.B. dadurch, dass sie als gesetzlich verpflichtendes Zahlungsmittel bei Schulden und Steuern verwendet werden müssen).
Sie werden daher als FIAT-Währungen bezeichnet. "Fiat" kommt vom lateinischenWort "fieri" (exakt: 3 Sg, Präsens, Aktiv, Konjunktiv )und bedeutet "es soll sein".

Währungen und Inflation

Schmiede und später Banken, die das Gold ihrer Kunden verwahrten, erkannten jedoch bald, dass niemals alle Kunden gleichzeitig ihre Quittungen gegen das hinterlegte Metall eintauschen würden (dies wird heute als Bankrun bezeichnet,bei dem alle Kunden gleichzeitig alles Bargeld von ihren Konten abheben). So lange es also niemand bemerkte, konnten sie mehr Papier herausgeben, als sie eigentlich an Metall besaßen und sich auf diese Weise bereichern. Denn Papier ist leichter zu vemehren als Gold. Das Überangebot des Papiers resultiert schließlich im Wertverlust desselben. Dies ist etwas, das wir als Inflation bezeichnen.

Inflation am Beispiel des US-Dollars und der Preispolitik der EZB

Der US-Dollar ist zur Zeit die wichtigste Währung der Welt und der Wertverlust des Dollars kann bei diesem am anschaulichsten beschrieben werden, weil der coinage act von 1792 (http://constitution.org/uslaw/coinage1792.txt) eine exakte Defintion des Dollars angibt:

"... the dollar was defined as 371.25 grains (24.056 g) of silver ..."(https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_dollar#Silver_and_gold_standard)

Seit Präsident Nixon 1971 die Umtauschbarkeit des Dollars in Gold und Silber jedoch auflöste, existieren statt Geld nur noch Fiatwährungen als Wertemesser und Zahlungsmittel und die Banken besitzen praktisch die Möglichkeit, beliebig viel "Papiergeld" aus dem "Nichts" zu schöpfen, womit sie letztendlich Inflation erzeugen.

Um dies zu verstehen, wollen wir uns die Definition von Preisstabilität der Europäischen Zentralbank (EZB) ansehen und eine kleine Rechnung durchführen.

Die EZB definiert Preisstabilität als:

"jährliche Inflationsrate ... unter, aber bei nahe 2 % " (https://www.ecb.europa.eu/explainers/tell-me-more/html/stableprices.de.html16)

Das bedeutet, dass nach einem Jahr eine 100 Euro Note nur noch Waren und Dienstleistungen im Wert von 98 Euro kaufen kann.

Spart man also Kapital im Wert von 100 Euro, besitzen diese nach 10 Jahren nur noch eine Kaufkraft von fast 82 Euro, wenn man von einer Inflationsrate von 2% ausgeht.

Oder anders ausgedrückt:

Für die Ware oder Dienstleistung, die heute 100 Euro kostet, brauchen wir in zehn Jahren 122 Euro, wenn wir eine jährliche Inflationsrate von 2% annehmen.

Um die Inflation nicht zu bemerken, muss also das Einkommen jedes Jahr um etwa 2% wachsen.

Am Beispiel amerikanischer Daten kannst du unter https://www.usinflationcalculator.com/ Inflationsrechnungen durchführen. Es ergibt sich, dass die Kaufkraft eines US-Dollars von 1913 der Kaufkraft von etwa 25 heutiger US-Dollars entspricht.

Oder andersherum, die Kaufkraft eines US-Dollars ist seit seiner Einführung auf 4 Cent gefallen.

Auch wenn statistische Inflationsraten um oder nahe bei 2% berichtet werden, solltest du beachten, dass die wahrgenommene Inflation deutlich oberhalb von 2% liegen kann, weil z.B. der statistische mittlere Warenkorb über die Zeit modifiziert wird oder "Shrinkflation" nicht berücksichtigt wird. Bei Shrinkflation handelt es sich um eine Reduktion des Inhalts eines Guts, bei annhernd gleichem Verpackungsvolumen. Dir ist dies bestimmt schon bei vielen Produkten begegnet (die berüchtigten Mogelpackungen ;) ).

Hyperinflation

Letzten Endes vertrauen wir darauf, dass die Zentralbanken ihre Macht nicht missbrauchen. Schließlich könnten sie auf beliebig viel Papier beliebig große Zahlen schreiben. In Zeiten, in denen dringend viel "Geld" benötigt wird, ist dies jedoch eine verlockende Möglichkeit.

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs musste das besiegte Deutschland (die damalige Weimarer Republik) hohe Reparationsforderungen begleichen. Also wurde das benötigte Geld einfach gedruckt. Doch das Überangebot des Geldes verursachte gigantische Preisanstiege, denen man mit noch mehr Währung begegnete:

Siehe z.B. hier: https://www.alamy.com/stock-image-two-billion-reichsmark-banknote-issued-5th-november-1923-by-germanys-162596206.html

Man benötigte also immer mehr Währung für ein und dasselbe Gut. Der Unterschied zwischen Inflation und Hyperinflation ist daher lediglich die Geschwindigkeit, mit der eine Währung an Kaufkraft verliert. Hyperinflationen sind kein Relikt der Vergangenheit. Auch heute beobachten wir dramatischen Wertverlust von Währungen z.B. dem Simbabwe Dollar und dem venezolanischen Bolivar, aber auch im argentischen Peso und der türkischen Lira.

Im nächsten Teil sehen wir uns an, ob Bitcoin eine Währung ist und wie es sich bei Bitcoin mit den Eigenschaften des Geldes nach Aristoteles verhält...

FORTSETZUNG FOLGT...

Ich hoffe, dir hat der erste Teil des ersten Kapitels gefallen, und ich würde mich freuen, wenn du bei den folgenden Abschnitten auch dabei sein wirst.

Du findest diesen und ähnlichen Inhalt auch auf meinem Youtube-Kanal:
https://www.youtube.com/channel/UCF3Gl8ZWFgmD__jIXciMq1A

-mad

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