Die ich selber gemacht habe. Und wie du sie vermeiden kannst.
Vorab
Dies ist die Kurzfassung eines längeren Beitrags. Quasi der schnelle Überblick. Aber die “fortgeschrittenen Anfänger:innenfehler” im Krypto-Space kommen oft entweder, wenn man sich für Ausführlichkeit keine Zeit genommen hat — oder wenn zu ausführliche Beschäftigung erst die Türen öffnet, hinter der sie lauern. Ich empfehle also Ausführlichkeit. Entweder direkt zur Langfassung abbiegen, oder die “Roman”-Form für spätere Vertiefung speichern:
10 fortgeschrittene Krypto-Fehler — der Roman
Die richtig ausführliche Version meiner Fehler für Fortschreitende cabronski.medium.com
Aber nun zum schnellen Überblick:
Die Basics (gibt’s woanders)
Über Basics wie Risikobewusstsein, sichere Aufbewahrung, Binsenweisheiten der Geldanlage, DYOR, Sicherheit und die Existenz von Steuern haben längst viele geschrieben, Videos gemacht und die Gebetsmühle läuft gut geölt vor sich hin, ihr findet sie anderswo. Hier springe ich direkt meinen Fehlern und Learnings als fortgeschrittener Einsteiger.
Fortgeschrittene Einstiegs-Fehler
Du denkst, du hast die Basics verstanden, die gröbsten Fehler nicht gemacht, bist gewappnet? Gut. Leg los, dies ist kein Gegen-Plädoyer, einfach mal anfangen und Erfahrungen sammeln. Nur: Jetzt könnte eine Dynamik einsetzen, die dich reinsaugt und neue Fehlerquellen bereit hält, die nicht so viel besprochen werden. Und die besonders ärgerlich werden können, wenn du mit kleineren Beträgen unterwegs bist.
Je tiefer man einsteigt, desto unterschiedlicher werden die Wege im Kryptoversum. Darum hier meine persönlichen 10 Fehler und wie ich sie lieber vermieden hätte.
1. Mit wirklichen Kleinstbeträgen zu viel (verschiedenes) wollen
Für absolute Kleinst-Investitionen (insbesondere 2stellige Anfänge) solltest du die schillernde Welt der vielen Möglichkeiten am besten wirklich erst einmal hintanstellen.
Eine Börse (ich nähme Binance*, wegen des aktuellen Einzahlungs-Stopps kämen auch kraken.com oder ggf. auch Coinbase* in Frage), wenige etablierte Währungen, abwarten und ansparen. Schwierig genug, die Füße so still zu halten, aber dann wiegen die weiteren Fehler nicht so schwer.
2. Dann doch zu wenig wissen, was du tust
Bis zu einem gewissen Grad unvermeidbar, bei aller “own research”. Beispiel “Mal was mit DeFi ausprobieren”: Plötzlich braucht es hier noch diese Extra-Wallet für jene Blockchain, läppern sich die Gebühren doch ganz schön, werden unerwartete Zwischenschritte nötig oder irgendwas steuerlich relevantes ausgelöst.
Sei einfach darauf gefasst. Es wird immer kleine oder größere Überraschungen geben. Sie ärgern dich weniger, wenn du bei jedem neuen Schritt, jedem kleinen Experiment (man will ja auch mal früh dabei sein), damit rechnest, dass es etwas umständlicher und teurer wird als vorher recherchiert. Und du bereit bist, auch mal abzubrechen, wenn es zu wild wird.
3. Gebühren und Limits unterschätzen
Selbst, wenn du dich ausgiebig mit Gebühren beschäftigst, überall und für alles können Gebühren höchst unterschiedlich sein oder auftauchen, wo du sie dann doch nicht hast kommen sehen. Einfach nie vergessen: Jeder einzelne Schritt kostet.
Und es gibt für alles Mögliche Limits. Untergrenzen, die man nicht immer erahnt oder frühzeitig angezeigt bekommt.
Beides, Gebühren und Limits, sind oft von Fall zu Fall sehr unterschiedlich:
je nach Exchange und Wallet
je nach Währung
je nach Blockchain und Use Case
Also am besten Puffer einrechnen und Vorsicht bei zu kleinen Beträgen. Denn je kleiner der “eigentliche Einsatz” im Verhältnis zu den oft fixen Gebühren, desto ärgerlicher kann es werden.
4. weitere Kosten nicht einplanen
Ich habe mich zum Beispiel erst nach einiger Spielerei mit vernünftiger Aufbewahrung und Steuern beschäftigt. Es wäre gut gewesen, Kosten für Dinge wie
eine Hardware-Wallet (z.B. Trezor)
ein (Tracking- und) Steuertool (z.B. CoinTracking*)
vorher einzuplanen. Immerhin wird mindestens die Hardware-Wallet wohl erst wirklich wichtig, wenn dein Einsatz und/oder Gewinn hoch genug geworden ist, dass die Kosten dafür im Vergleich nur noch Peanuts sind.
Also keine Panik, gut ist nur:
Wissen, dass hier und da noch Ausgaben kommen,
die aber für gewöhnlich erst dann nötig sind, wenn sie den Kohl nicht mehr fett machen.
Ungünstig wäre nur, sich erstmal alles Mögliche anzuschaffen, sich dann mit kleinen Beträgen arm zu traden und im tiefsten Minus noch den Steuerbericht des eher zufällig ausgewählten Tracking-/Portfolio-Tools bezahlen zu müssen.
5. Aufbewahrung nicht zu Ende gedacht
Klar: Größere Mengen Krypto, die du langfristig halten willst, lieber nicht auf Börsen und DeFi-Plattformen lagern. Aber auch: Wo du Kunde bist, greifen teils Schutzmechanismen, etwa vor eigener Blödheit wie Verlust deiner Seeds. Komplette Eigenverantwortung kann auch stressen oder schief gehen.
Bedenke beides, und die Existenz von Transaktionsgebühren, vor allem bei (noch) kleinen Beträgen. Meist wird es — spätestens nach Wertzuwachs im Portfolio — auf ein mehrstufiges System herauslaufen, das z.B. so aussehen könnte:
langfristiger Grundstock in einer Hardware-Wallet (z.B. Trezor), ergänzt um eine Software-Wallet (z.B. Exodus) für alles, was die Hardware nicht unterstützt (und/oder eher mittelfristig gedacht ist)
auf (nicht zu vielen und möglichst seriösen) Exchanges:
kurzfristige Positionen, (noch) kleine Positionen (insb. von Währungen mit hohen Transaktionsgebühren), für Teilverkäufe Bereitgelegtesggf. weitere blockchain-/projektspezifische Einzel-Wallets (nicht zu viele!) für Anwendungen auf der jeweiligen Blockchain (z.B. DeFi)
Damit es nicht unübersichtlich wird, und um unnötige Transaktionskosten zu vermeiden, würde ich empfehlen, nicht zu viele Wallets anzusammeln:
Kann das nicht auch meine Standard-Hard- oder -Software-Wallet? Will ich (mit diesem Betrag) wirklich Anwendungen auf der jeweiligen Blockchain nutzen? Oder — wenn nur Unterbringungsproblem — ist der Betrag nicht zu klein und kann auch auf der Börse bleiben?
6. An falsche Adressen oder auf falsche Blockchains schicken
Ist mir zum Glück als einziges noch nicht passiert, aber darf natürlich nicht fehlen. Bei Transaktionen zwischen Wallets oder zwischen Exchanges und Wallets:
die Empfangsadresse lieber einmal zu viel checken
immer überprüfen, in welchem Netzwerk die Empfangsadresse sitzt, und das richtige Netzwerk für die Übertragung auswählen
wenn Bridges zwischen verschiedenen Netzwerken nötig werden, lieber noch 5 mal genauer recherchieren und gegenchecken
7. Aktionismus down the rabbit hole
Alle anderen Fehler haben meist mit dem zu tun, was eigentlich genau der Spaß an der Krypto-Sache ist. Auf Neues stoßen, ausprobieren wollen, mal als Erste:r dabei sein, mal in der Nische richtig abstauben. Überall faszinierende Rabbit Holes. Vielleicht lande ich einen Treffer— vielleicht aber auch nicht.
Sei einfach vorsichtig. Je kleiner die Nische,
desto unklarer die Informationen und desto mehr Scammer
desto mehr Zeitaufwand und Unvorhersehbarkeiten
Hast du gerade die Zeit und Lust übrig, ist der Betrag, mit dem du reingehen willst, dem Risiko, aber auch dem Zeitaufwand angemessen? Oder könntest du (oder solltest gerade dringend) die Zeit anders verwenden? Für etwas mit mehr Ertrag, egal ob der aus Geld, Freude oder zwischenmenschlicher Beziehungsqualität besteht?
8. Nicht an Steuern gedacht
Ich bin kein Experte und erst recht kein Steuerberater. Aber ich hätte etwas früher und konsequenter an ein paar Banalitäten denken können:
Jeder Verkauf (mit Gewinn) ist steuerlich relevant, und Verkäufe sind auch Bezahlvorgänge in Krypto und das Handeln einer Kryptowährung gegen eine andere.
Vieles ist anders als bei anderen Anlagen und zudem teils noch ziemlich unklar und/oder noch nicht rechtssicher.
Schon sehr schnell wird es schwierig, alles selber für die Steuererklärung aufzubereiten. Du brauchst ein (kostenpflichtiges) Steuertool.
9. Überdiversifizieren
Nichts gegen Diversifikation, sie ist höchstwahrscheinlich auch innerhalb von Krypto richtig und wichtig. Der Weg von sinnvoller Strategie zu den Rabbit Holes der Verzettelung ist allerdings sehr kurz.
Was ich versuche:
die schiere Zahl verschiedener Währungen, Wallets und Anwendungen nach und nach eher zu reduzieren
mir dabei klar zu machen, was zu meinem ausgewogenen Kernportfolio gehört und was bewusste Experimente sind
Einzelpositionen nicht zu klein werden zu lassen
das Kernportfolio der Etablierten ebensowenig zu klein werden zu lassen
10. Verzetteln
Das Ergebnis von allem vorigen. Und die Verzettelungsgefahr ist groß, wenn du nach deinen ersten Krypto-Käufen tiefer einsteigst. Unmerklich bist du viel zu kleinteilig und mit übertriebenem (Zeit-)Aufwand unterwegs. Ich habe mich kürzlich gefragt:
Wenn ich jetzt sofort jemandem schnell erklären oder schriftlich hinterlassen müsste, was es mit diesem ganzen Krypto-Zeug auf sich hat und wie man es bedient… hätte die Person irgendeine Chance?
Wenn es so nachvollziehbar bleibt (oder wieder wird), dass eine andere Person es schnell verstehen könnte, haben auch du und ich es besser im Griff und erleben weniger nervige, zeitraubende Überraschungen und machen weniger unerwartete Fehler.
Fazit, wie so oft: KISS — und Extras kosten extra
Keep it simple, stupid!
Am meisten raus mit am wenigsten Aufwand und Fehlerquellen gibt’s vermutlich tatsächlich mit einem angemessen, aber nicht übertrieben diversifizierten Portfolio einiger starker Währungen, die du einschätzen kannst, und mit dem du nicht so viel machst.
Tiefer einsteigen und Dinge probieren macht aber Spaß. Und klar wäre es doch geil, mal früh bei was richtig lukrativem dabei zu sein. Kostet nur auch: Geld und/oder Risiko und/oder Usability, also vermutlich vor allem Zeit. Ich versuche, mir das hinter die Ohren zu schreiben:
mit nicht zu großen (wg. Risiko) und nicht zu kleinen (wg. Gebühren und Aufwand) Beträgen agieren
selektiv sein, nicht verzetteln
wissen, dass hier und da (nicht nur positive) Überraschungen warten
Die ausführlichere Version und weiterführende Links:
10 fortgeschrittene Krypto-Fehler — der Roman
Die richtig ausführliche Version meiner Fehler für Fortschreitende cabronski.medium.com
Disclaimer
Zuerst erschienen unter: https://cabronski.medium.com/10-fehler-beim-fortgeschrittenen-krypto-einstieg-40076f414f9a
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Geldanlagen und insbesondere das Halten von und agieren mit Kryptowährungen ist mit teils erheblichen Risiken bis zum Totalverlust behaftet. Die von mir publizierten Texte stellen keine Anlageberatung, keine Steuerberatung oder irgendeine Form von Empfehlung dar. Sie berichten nur von persönlichen Erfahrungen und Überlegungen und dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung. Ich könnte an jeder Stelle auch komplett falsch liegen.